USA: Durch den Mittleren Westen – Louisville bis Columbus

Spaß im Muhammad Ali Museum in Louisville
Spaß im Muhammad Ali Museum in Louisville
Spaß im Muhammad Ali Museum in Louisville

Das wusste ich bis gestern nicht: Cassius Clay, der Boxer, besser bekannt als Muhammad Ali, ist in Louisville, Kentucky geboren. Die Aussprache dieses Ortsnamens klingt ungefähr wie Lau-i-waul. Die Einwohner des Ortes sprechen den Namen ganz weit hinten im Mund aus: Wenn es sich anfühlt, als würde man kauen, ist es richtig. Zurück zu Muhammad Ali: Ihm ist in der Stadt im Mittleren Westen der USA ein vierstöckiges Museum gewidmet. Und was erwartet man in einem Museum über einen Sportler? Genau: Informationen zu seinem Sport, seiner Karriere, seinen Wettkämpfen.

Sport, Rassismus, Religion

Das bekommt man dort auch alles präsentiert: in Text, Bild, Film und auch durch Ausstellungsstücke. Zusätzlich läuft man durch eine Abteilung zum Thema Rassismus in den USA. Auch das ist irgendwie logisch, denn Ali ist Schwarzer und feierte seine ersten Erfolge, als in den USA die Anti-Rassismus-Bewegung begann. In einer weiteren Abteilung geht es jedoch um Spiritualität und den Islam, und das hatte ich in diesem Museum nun wirklich nicht erwartet. Muhammad Ali ist nämlich zum Islam übergetreten. Und fast keine der vielen audiovisuellen Stationen lässt dieses Thema aus. Immer wieder wird darauf hingewiesen, wie gut dieser Glaube sei. Das hat fast etwas von Indoktrination an sich. Ausgerechnet in den USA hätte ich dies nicht erwartet. Vor diesem Hintergrund macht mich neugierig, wer die anonymen Großspender sind, die viel Geld gegeben haben, um das Muhammad Ali Zentrum zu finanzieren.

Von Louisville nach Deutschdorf

Von Louisville, KY nach Columbus, OH, fuhren wir weiter nach Osten, quer durch Kentucky. Erst durch plattes Land, ab und zu ein Bauernhof am Straßenrand. Dann durch Hügel. Und vor Cincinnati standen wir sogar einmal im Stau zwischen vielen riesigen Lastwagen. Für Columbus in Ohio nennt der Lonely Planet USA nur eine Attraktion: German Village, also Deutschdorf. Der Stadtteil heißt so, weil sich dort früher die Deutschen niederließen. Sie eröffneten Läden, bauten Häuser und Kirchen, gaben Zeitungen heraus. Rund 1.600 Häuser aus dieser Zeit wurden renoviert, und ab und zu gibt es sogar noch Kopfsteinpflaster. Vor einigen Häusern hängen deutsche Flaggen, es gibt einen deutschen Bäcker, ein Café, deutsche Haushaltswaren.

Auf unserem leider sehr langen Rückweg zum Hotel sagten wir dem Navi, es solle uns auf der “schönen” Route schicken, nicht auf der optimalen. Was wir dort sahen, ist nicht schön, aber real: Eine Gegend, in der viele Häuser verlassen sind, Türen und Fenster hat man vernagelt. An anderen platzt die Farbe ab, die Fenster fehlen, im Vorgarten liegen Plastiktüten, Flaschen, Papiermüll. Auf der Straße und in den Hauseingängen sieht man überwiegend dunkle Haut in allen Schattierungen. Rassismus mag es in den USA auf dem Papier nicht mehr geben. In der Realität sieht es aber leider oft ganz anders aus.

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