Regensburg: Wurstküche mit 500jähriger Geschichte

Hausgemachter süßer Senf im Wurstkuchl in Regensburg
Weck, Wurst und Kraut im Wurstkuchl in Regensburg
Regensburg: Wurstküche – hier gibt’s Weck, Wurst und Kraut

Die. Es heißt „die Wurstkuchl“, nicht „das Wurstkuchl“. Und Wurstkuchl wird bitte mit „sch“ in der Mitte gesprochen, nicht mit „st“. Bumm. Ich habe meine Lektion innerhalb der ersten zwei Minuten gelernt. Höflich zwar, aber durchaus mit Nachdruck, bringt Geschäftsführer Andreas Meier seine Botschaft rüber. 20 Minuten hat er Zeit für mich. 20 Minuten sind an diesem sommerheißen Samstag in Regensburg sehr viel Zeit. Denn die Schlange derer, die draußen ihre Würstchen im Brötchen mit Kraut auf die Hand kaufen, wird nicht kürzer. Aus dem Schornstein der Wurstküche qualmt weißer Rauch, unaufhörlich. Darum packt Andreas Meier auch mit an: Ich sehe ihn später hinter den Tresen Bier zapfen, dann schleppt er Kisten mit Weinflaschen über den Hof. Unterstützt wird er im Tagesgeschäft von 120 bis 140 Mitarbeitern – je nach Saison.

Regensburg: Wurstküche als Familienbetrieb

Auf mehr als 500 Jahre Geschichte schaut die historische Wurstküche an der Steinernen Brücke in Regensburg zurück. Eine üble Gegend sei das früher gewesen, sagt Maier. Damals, 1736, als die Familie die Wurstkuchl gepachtet hat. Die Klientel waren überwiegend Hafenarbeiter. Das Umfeld mehr oder weniger sumpfig durch die Nähe zum Fluss. An der Hauswand zeugen noch heute Hochwassermarken davon, wie oft die Eigentümer hier schon gegen nasse Wände gekämpft haben müssen. Maier erinnert sich noch, als er als Kind mit seiner Urgroßmutter im Hof Würstchen im Brötchen verkauft hat – 30 mögen es am Tag gewesen sein. „Die Nachfrage nach war so groß, Würstchen im Brötchen mitzunehmen, dass wir das als eigenen Zweig ausgebaut haben“, sagt er.

Heute ist die Wurstkuchl in Regensburg längst ein Magnet für Touristen aus Deutschland, Italien, Österreich, auch US-Amerikaner kommen einige, noch eher wenige Chinesen. Maier freut sich zwar über Gäste aus aller Welt, doch was er nicht mag, ist der Massentourismus. Auch deswegen sieht er keinen Grund, seine Würste über den Preis zu verkaufen: Qualität kostet eben, 6 Schweinsbratwürstl vom Rost mit Kraut 9 Euro. Wer sie draußen im Brötchen auf die Hand nimmt, zahlt weniger.

Würstchen, Kraut, Senf – alles selbstgemacht

Natürlich macht man in Regensburg in der Wurstküche die Würste selbst, schräg gegenüber ist die hauseigene Metzgerei. 27 bis 29 Gramm wiegt jede Wurst, und sie haben alle einen Durchmesser von 18 bis 20 Millimeter. Bis zu 8000 Würstchen verkauft man an heißen Sommertagen in der Wurstkuchl, im Winter sind es deutlich weniger. Übrigens macht Maiers Team auch das Kraut selbst, nur die Brötchen kaufen sie von der Bäckerei Schwarzer zu: Die so genannten Kipferl sind noch handgeformt.

Die Würste sind natürlich der Grund, warum so viele Besucher hier essen wollen – trotzdem gibt es auch Vegetarisches auf der Speisekarte. „Muss man haben“, sagt Maier. Unter der Rubrik „Verbotenes“ läuft die in Nordrhein-Westfalen so beliebte Currywurst. Außerdem kommt Salsiccia auf den Grill, die übrigens hervorragend schmeckt. „Sie ist super-würzig“, sagt so auch Andreas Maier. „Ich habe sie in Italien per Zufall entdeckt, und ich finde, sie passt gut zu unserem Kartoffel-Gurken-Salat. Sagen wir es so: Die Salsiccia auf unserer Speisekarte ist Ausdruck meiner Zuneigung für Italien.“

Eigentlich ist es in der Wurstkuchl viel zu laut, für eine Audioaufnahme, aber Andreas Maier erklärt so schön, wie man Würste macht, dass ich das nicht vorenthalten wollte. Außerdem bekommt man so einen Eindruck der Atmosphäre in der Gaststätte:

Mehr als Touristenattraktion, die Regensburger Wurschtkuchl

Kulturelle Vielfalt liegt Andreas Maier am Herzen, und einen kultivierten Umgang miteinander und der Wurstkuchl wünscht er sich auch von seinen Gästen. Außerdem legt er Wert auf Stil: Obwohl man ja eine Art Schnellimbiss ist, gibt es drinnen im Restaurant Stoffservietten, Porzellanteller und ordentliches Besteck. Vielleicht auch darum ist die Wurstkuchl bei den Einheimischen ebenfalls beliebt: Sie ist eben mehr als ein Muss auf der Regensburg-Checkliste der Touristen.

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Wir waren auf Einladung der Regensburg Tourismus Management GmbH in Regensburg. Ein Essen in der Wurstkuchl ging auf Kosten des Hauses.

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