Neue Sonderausstellung im Beethoven-Haus Bonn: Inside Beethoven

Inside Beethoven

Wie kommt ein Musiker auf die Idee, ein Stück in zwei Varianten herauszubringen? Das fragen sich Wissenschaftler*innen auch bei Ludwig van Beethoven. Der Musiker hat nämlich ein Werk als Septett op. 20 veröffentlicht – und später bearbeitet und als Trio op. 38 erneut veröffentlicht. Ob man auf das Warum jemals eine Frage bekommen wird, ist ungewiss. Inside Beethoven, die neue Ausstellung im Beethoven-Haus in Bonn, macht es jedoch möglich, die Unterschiede zwischen beiden Werken zu hören und zu sehen.

Moderne Technik macht Inside Beethoven möglich

Notenvergleich bei Inside Beethoven

Dabei spielt moderne Technik eine große Rolle. So wurden Beethovens Werke zunächst einmal digitalisiert. Das Projekt Beethovens Werkstatt macht mit der Software VideApp-Arr dann die Unterschiede deutlich. Ähnlich, wie wenn wir in Word zwei Dokumente vergleichen, sehen wir über diese App auch die Unterschiede zwischen zwei musikalischen Stücken mit roten und grünen Noten. Dazu allerdings müsstet Ihr nicht zwingend nach Bonn fahren, denn Beethovens Werkstatt ermöglicht diesen Vergleich auch zuhause am eigenen Rechner: Dazu müsst Ihr auf der Homepage unter „Module“ auf „Modell 2“ klicken“, dann „VideApp-Arr“ klicken und das Septett wählen. Unter „Bearbeitungsmaßnahmen“ seht Ihr schließlich rote, also getilgte, und grüne, hinzugefügte, Noten.

„Wir haben festgestellt, dass es gar nicht so viele Unterschiede zwischen den beiden Stücken gibt“, sagt Susanne Cox von Beethovens Werkstatt. „Zu Beginn sind es allerdings deutlich weniger als gegen das Ende“. Das Projekt läuft noch bis 2029. In Bonn arbeiten daran drei Teammitglieder, in Detmold sind es sechs. Hinzu kommen die Projektleiter. Ziel des Projektes ist es, herauszufinden, nach welchen Kriterien Beethoven komponiert hat.

Unterschiede hören mit Perspektivwechsel

Hören könnt Ihr die Unterschiede auch. Zumindest, wenn Euer Gehör musikalisch geschult ist. Ich höre bei der Pressevorstellung nur, dass das Septett voller klingt als das Trio. Auch dies wird dank moderner Technik möglich: Im Sonderausstellungsraum im Beethoven-Haus in Bonn stehen sieben Pulte, quasi die Notenständer der sieben Musiker*innen. Besucher*innen können sich an diese Pulte stellen und hören dann das Konzert aus der Perspektive des jeweiligen Musikers oder der jeweiligen Musikerin. „Ganz rechts also besonders die Klarinette, links die Geige“, sagt Professor Aristotelis Hadjakos vom Zentrum für Musik- und Filminformatik der Hochschule für Musik Detmold. Das Zentrum für Musik- und Filminformatik ist Kooperationspartner des Beethoven-Hauses bei dieser Ausstellung und auch bei Beethovens Werkstatt. 

Möglich machen dieses besondere Hörerlebnis unter anderem Richtlautsprecher, die auf die jeweilige Position ausgerichtet sind. Aber auch die Aufnahmen seien besonders. So habe man beispielsweise mit Mikrophonen an den Notenständern der Musiker*innen deren Spuren jeweils separat aufgenommen. Weil die Besucher*innen diese ungewöhnliche Hörperspektive einnehmen können, und eben nicht nur die Stücke als Ganzes wie im Zuschauer*innenraum hören, heißt die Sonderausstellung auch „Inside Beethoven! Das begehbare Ensemble“. 

Letzte Station für Inside Beethoven

Wenn dann noch jemand den Schalter vor den Pulten umlegt, wechselt das Stück – und zwar nahtlos. Es beginnt also nicht wieder von vorne, sondern spielt an der jeweiligen Stelle weiter. Aber eben in dem anderen Stück. Auch das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis moderner Technik. Hier wird ein Sensorsystem eingesetzt, das üblicherweise in der Bühnentechnik verwendet wird, um die Spuren zu synchronisieren. Insgesamt können die Besucher*innen etwa zehn Minuten lang das Septett und das Trio vergleichen.

Inside Beethoven war bereits in Leipzig, Frankfurt, Paderborn, Detmold und Wien zu erleben. In Bonn hat die Wanderausstellung ihre letzte Station erreicht. Ursprünglich sollte sie hier bereits im Beethovenjahr 2020 sein. Aber die Corona-Pandemie hatte diesen Plan immer wieder umgeworfen. 

Gut zu wissen

In Detmold haben am begehbaren Ensemble übrigens Tonmeister, Musikinformatiker und -wissenschaftler, Designer, Musiker*innen und eine Messebaufirma ein Jahr zusammengearbeitet. Ich vermute, es waren nicht nur unter den Musikern Frauen im Team. Da ich aber dazu keine näheren Informationen habe, verzichte ich hier auf die gegenderte Version. Die Installation wird nach dem 16. Januar abgebaut und dann in Detmold intern weiterbenutzt.

Originaldokomente von beethoven

Weil das Beethoven-Haus besonders viele Dokumente des großen Musikers archiviert hat, sehen Besucher*innen hier noch Briefe und einige Notenblätter zu den beiden Werken im Original. Inside Beethoven löst die Sonderausstellung „Zündstoff Beethoven“ ab.

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