Brauereien in Nordrhein-Westfalen

Braukessel

Was in Biere gehört und was nicht, legt das deutsche Reinheitsgebot schon seit 1516 fest. Und während das bayrische Bier im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde ist – weltweit – vergessen viele, dass auch Brauereien in Nordrhein-Westfalen einige gute Biere bieten. Speziell im Teutoburger Wald gibt es mindestens zwei Brauereien, die einen Besuch wert sind. Da ist in Lübbecke die Privatbrauerei Barre mit Barre’s Brauwelt. Hier steht eine der ältesten gefüllten Bierflaschen Deutschlands, und die Geschichte dazu ist recht abenteuerlich: Die Brauerei Barre gibt es nämlich seit 180 Jahren. Louis Barre, der Sohn des Gründers, studierte Chemie, bevor er das Unternehmen übernahm. Ihm ist das Bier Louis Barre Imperial gewidmet. Louis gelang es mit den guten Kontakten des Onkels seiner Frau, Barre-Bier weltweit zu exportieren. Dazu muss man wissen: Bier war damals üblicherweise nur etwa 14 Tage haltbar. Die Fahrt nach New York dauerte um die sechs Wochen.

Barre’s Brauwelt ist eine der privaten Brauereien in Nordrhein-Westfalen

Aber Chemiker Barre hatte dafür eine Lösung. Das Unternehmen hatte schon früh in eine der ersten Kältemaschinen investiert. Dadurch wurde das Bier unter anderem länger haltbar. Abgefüllt in Champagnerflaschen verschickte die Firma gut 300.000 Flaschen pro Jahr. Allerdings brach der Export mit dem ersten Weltkrieg um mehr als 80 Prozent ein, und Louis brachte sich um. Eine seiner biergefüllten Champagnerflaschen schaffte es aber auf den Schreibtisch eines befreundeten Unternehmers. Dessen Büro mauerte man nach seinem Tod zu. Erst viele Jahre später fand man es zufällig wieder – und darin die Bierflasche von Barre. Sie kam zurück in die Brauerei und steht dort heute noch in der Vitrine. Einige wenige Menschen durften eine Mikro-Menge, die Expert*innen der Flasche entnehmen konnten, sogar testen. Ergebnis: Es schmeckt noch immer nach Bier, der Alkoholgehalt ist aber deutlich gesunken.

Die Brauerei Barre ist nach eigenen Angaben die älteste Pilsbrauerei in Norddeutschland und stellt etwa 120.000 Hektoliter im Jahr her. Die verschiedenen Produkte der Brauerei kann man in der hauseigenen Brauwelt verkosten. Dort gibt es beispielsweise das Kellerbier, das Brausommelier Sven als „Ganzjahresbier“ beschreibt mit leicht karamelliger Note. Mein Favorit ist Barres Dunkel, das leicht nach Schokolade und etwas mehr nach Kaffee schmeckt. Es ist – wie Kölsch – und Barres Alt ein obergäriges Bier. Das ist für diese Region eher ungewöhnlich. In Barre’s Brauwelt kann man übrigens auch essen.

Privatbrauerei Strate in Detmold: Verkostung von Bieren mit passendem Abendessen

Vielleicht noch ein Geheimtipp ist die Privatbrauerei Strate in Detmold. Sie wird in fünfter Generation geführt, derzeit von den zwei Schwestern Friederike und Simone und deren Mutter Renate Strate. 20 Biere und Bierspezialitäten werden hier gebraut, beispielsweise die Detmolder Thusnelda, die man anlässlich des 2000-jährigen Jubiläums der Varusschlacht entwickelt hat. Denn möglicherweise hätte Arminius der Cherusker nicht so einfach gegen die Römer gewonnen, wenn er nicht seine starke Frau als Unterstützung gehabt hätte. „Eigentlich war das Bier nur für die Zeit rund ums Jubiläum gedacht“, sagt Friederike Strate. „Weil es sich aber zur drittstärksten Marke entwickelt hat, brauen wir es weiter.“ Das Frauen-Gespann experimentiert gerne, aber vorsichtig: Von neuen Geschmacksvarianten braut man zunächst 8000 Liter. Kommen diese an, verfolgt man das Rezept weiter. „Man muss den Mut haben, frühzeitig zu erkennen, dass sich der Markt ändert“, sagt Friederike Strate.

Bei Strates gibt es einige ungewöhnliche Bier-Getränke

  • Detmolder Royal ist ein Aperitif aus Weizenbier, Prosecco und Pfirsichlikör – und schmeckte sogar mir, obwohl ich es nicht so mit Bier habe.
  • Ingwerbier mit Champagnerhefe und Roggen gebraut ist dagegen nicht mein Fall. Zu herb. 
  • Umso leckerer finde ich die Detmolder Kirsche mit 20 Prozent Kirschsaft.
  • Auch der Detmolder Bourbon Chardonnay, ein Doppelbock mit Chardonnay-Note, gereift im Bourbon-Fass, ist mein Fall. Schmeckt wie ein flüssiges Karamell-Toffee.

Jährlich kommen etwa 10.000 Besucher, um sich die Brauerei in Detmold anzusehen. Seit 2017 gibt es dort zusätzlich die Bierakademie. In der sogenannten Stratosphäre können Gäste Biere verkosten. Das geht in vier Schritten: Erst einmal sollen sich die Besucher das Bier anschauen, dann daran riechen, schließlich hören ob die Schaumkrone knistert, dann schlucken – und sofort danach ausatmen. So lässt sich über den Geruch in der Nase mehr darüber sagen, was  man eigentlich geschmeckt hat. Essen kann man übrigens auch in der Stratosphäre – zum Beispiel Haxe mit Krautsalat. Zur Verkostung gibt es außerdem frisches Treberbrot und geröstetes Malz. Die Privatbrauerei Strate ist übrigens ein Glücksort in meinem Buch über den Teutoburger Wald.

Eine der bekanntesten Brauereien in Nordrhein-Westfalen: Warsteiner

An den nördlichen Ausläufern des Sauerlands liegt Warstein. Hier hat eine der wohl bekanntesten Brauereien in Nordrhein-Westfalen ihren Sitz und produziert seit 1753 Bier. Darunter nicht nur das weltweit bekannte Warsteiner, sondern auch diverse andere Biere und Marken, die zum Unternehmen gehören. Mit der Warsteiner Welt hat man vor einigen Jahren ein großes Besucherzentrum geschaffen. In einem kleinen Theater lernt der Besucher zu Beginn etwas über die Geschichte der Brauerei und das Brauen. Anschließend geht es mit einem kleinen Bus, der wie ein Zug mehrere Anhänger hat, auf eine Rundfahrt durch die Produktionshallen.

Warsteiner ist riesig

Das Faszinierende daran ist die schiere Größe der Anlagen. Ansonsten sieht man nicht viel außer riesigen Edelstahltanks und sehr vielen Bierflaschen nebst den dazugehörigen Kästen. Nun gut, das ist halt keine kleine Familienbrauerei, sondern ein großes Industrieunternehmen. Daher freut man sich umso mehr, wenn man nach der Rundfahrt wieder im Besucherzentrum ist: Endlich wird verkostet und zwar zwei Stunden lang frisches Bier vom Fass so viel man trinken kann. Es empfiehlt sich daher natürlich, nicht mit dem Auto anzureisen. Außerdem sollte Euer Magen nicht ganz leer sein, denn es gibt in der Warsteiner Welt nichts zu essen. (Timo)

Montgolfiade in Warstein

Extra-Tipp: Vielleicht könnt ihr euren Besuch mit der Montgolfiade verbinden?

Sie findet jährlich statt und wird von Warsteiner veranstaltet. (Bettina)

Dieser Artikel aus dem September 2017 wurde zuletzt im Oktober 2022 aktualisiert. Timo und Bettina waren in die Brauerei in Detmold im Rahmen der Teutoblogger WG eingeladen. Bei Barre war Bettina während einer Expedientenreise eingeladen.

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