Isamu Noguchi Ausstellung im Museum Ludwig

Isamu Noguchi im Museum Ludwig in Köln

Die Mutter war irisch-amerikanisch, der Vater japanisch: Isamu Noguchi kam geprägt durch unterschiedliche Kulturen und Mentalitäten 1904 zur Welt. Er hat das, was ihm in die Wiege gelegt wurde, weiter ausgebaut: 1928 war er für sechs Monate in Paris und hat dort vom rumänischen Bildhauer Constantin Brancusi gelernt. Später war er in Beijing in China, um Tuschemalerei zu lernen. Und in Kyoto, Japan, hat er sich mit Töpfern auseinandergesetzt. Im Mexiko traf er auf Diego Rivera und Frida Kahlo, er war in Israel und auf Hawaii. Und von überall hat er Materialien und Techniken mitgebracht, die sein Werk geprägt haben.

Noguchi war ein Weltbürger, bevor dieser Begriff modern war. Aber: Er hat auch früh verstanden, was Diskriminierung bedeutet: Für einen Japaner hatte er zu helle Augen, in den USA fiel er als Japaner auf. Auch das hat Isamu Noguchi zu dem gemacht, der er war.

Noch bis Ende Juli: Isamu Noguchis Skulpturen in Köln

Dem Künstler widmet das Museum Ludwig in Köln ab dem 26. März eine Ausstellung. „Eine wichtige Ergänzung für das Museum, das eine der wichtigsten Sammlungen mit US-amerikanischer Kunst außerhalb der USA ist“, sagte Kulturdezernent Stefan Charles bei der Pressekonferenz. Noguchis Werke wurden übrigens schon vor einigen Jahren in Weil am Rhein im Vitra Design Museum gezeigt, also nicht weit von Kerzers, der Heimat Charles‘. 

kulpturen von Isamu Noguchi
Skulpturen von Isamu Noguchi

Die Ausstellung, die Museumsdirektor Yilmaz Dziewior als „poetisch, leicht“ beschreibt, läuft bis Ende Juli. Was die Besucher*innen ihr wahrscheinlich nicht ansehen werden, sind die Kosten: 800.000 Euro musste das Museum dafür aufbringen. Ein Grund für diesen Preis sind die Transportkosten für die Skulpturen und die Versicherungen. Da die Stadt dem Museum laut Dziewior 250.000 Euro im Jahr zukommen lässt, hat man für 300.000 Euro nach Sponsoren gesucht.

Sponsoren der Isamu Noguchi Ausstellung

  • Beatrix Lichtken Stiftung
  • Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig
  • Goldstein Gruppe
  • International Society Museum Ludwig
  • Peter und Irene Ludwig Stiftung
  • Rewe Group
  • Stiftung Der bewohnte Garten
  • Terra Foundation for American Art

Gezeigt werden Isamu Noguchis Skulpturen. Einige aus den 1940er Jahren erinnern an zusammengesetzte Knochen und Glieder, andere stehen auf Spielplätzen. Wieder andere zeigen Freunde und Verwandte. Viele sind aus Holz, Stein und Metall. In den 1950er Jahren hat er in Japan versucht, die Tradition der japanischen Papierlaternen zu modernisieren. Statt wie bisher mit Kerzen kombinierte er sie mit elektrischem Licht. Unter dem Namen Akari werden sie noch heute, gut 70 Jahre später in über 100 neuen Formen per Hand hergestellt. Das ist ein gutes Beispiel für die Zeitlosigkeit von Noguchis Kunst. Denn wer durch die Ausstellung geht, wird vieles als mindestens zeitgemäß wenn nicht sogar futuristisch empfinde. Dabei begann seine Künstlerkarriere vor ungefähr 100 Jahren.

Was ich in der Ausstellung besonders spannend fand

  • 1938 hat er ein Relief für das Rockefeller Center in New York, USA, geschaffen, das Journalist*innen bei der Arbeit zeigt und für die Pressefreiheit steht. Ich glaube, dass ich es bei meinem Aufenthalt aus dem Augenwinkel gesehen habe. Mit dem heutigen Wissen hätte ich es sicher genauer angesehen.
  • 1941 ließ sich Isamu Noguchi in den USA freiwillig in ein Lager internieren. Dort wurden japanisch-stämmige Amerikaner*innen nach dem Angriff auf Pearl Harbour eingesperrt. Sein Ziel war es, dort, in Arizona, ein positives Umfeld zu schaffen: „Einen Garten, Werkstätten, Bildungseinrichtungen“, zählt Rita Kersting, Kuratorin der Ausstellung und stellvertretende Direktorin, bei der Pressekonferenz auf. Seine Modelle wurden nie realisiert. Der Aufenthalt war für ihn traumatisch. Er durfte erst nach sechs Monaten das Lager wieder verlassen. Einige der Skulpturen, die er im Nachgang fertigte, sind jetzt auch in Köln.
  • 1947: Memorial to Man/Sculpture to be seen from Mars: Die Skulptur sollte vom Mars aus sichtbar sein und daran erinnern, dass sich die Menschheit durch die Atombombe selbst ausgerottet hat. Noguchi hat dieses Modell nach dem Abwurf der Atombombe in Hiroshima gestaltet. Wer hätte ahnen können, dass das Thema auch 2022 aktuell sein würde?

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