Genua: UNESCO Weltkulturerbe und Pasta mit Pesto

Altstadt in Genua
Löwe vor der Kirche San Lorenzo in Genua
Löwe vor der Kirche San Lorenzo

Basilikum-Pesto und Christoph Kolumbus haben eines gemeinsam: Der große Weltumsegler wurde in Genua geboren, und von dort kommt auch das Pesto Genovese. Wir kennen es besser als Basilikum-Pesto. Allerdings, so ist meine Erfahrung, nachdem ich es in der Trattoria della Raibetta gegessen habe, ist es hier viel feiner gemahlen und flüssiger als das Pesto, dass man in Deutschland in der Regel bekommt.

Die Trattoria liegt mitten in der Altstadt, versteckt in einer der vielen Gassen, die mich stark an Sansibar in Tansania erinnern. Hier die Orientierung zu behalten, ist nicht einfach. Genauso, wie es schwierig ist, die Trattoria zu finden. Denn auf sie weist kein Straßenschild hin. Und hätte ich sie nicht auf einem Pin der Zeitschrift Brigitte auf Pinterest gefunden, wären wir dort sicherlich nicht zum Abendessen gewesen. Als wir dort waren, aßen nur Italiener in dem Restaurant – immer ein gutes Zeichen.

Genua: Zwischen Dealern und Nutten

Der Weg durch die frühabendliche Altstadt von Genua, die UNESCO Weltkulturerbe ist, gleicht einer Art Spießrutenlauf: Überall stehen Gruppen von jungen Männern zusammen. Warum und wieso, kann ich nicht genau sagen. Dem Geruch nach, der zumindest manchmal über ihnen hängt, würde ich sagen, hier werden ziemlich offen auf der Straße Drogen verkauft. Wie in allen Städten ist dann auch das Rotlichtviertel nicht weit: Eine große, dunkelhäutige Frau mit üppigem Busen und vielen Haaren steht auf hohen Schuhen an der Straßenecke. Ihr Mund ist zu rot geschminkt. Die Straße hinab stehen zwei ihrer Kolleginnen. Dazwischen: kleine Läden, in denen man Obst und Gemüse verkauft. Mir haben es besonders die frischen Artischocken angetan, die mit ihren spitzen Blättern aussehen wie kleine Kunstwerke. Auch Fleischereien und Fischgeschäfte bieten hier ihre Waren an. Und an jeder Straßenecke gibt es einen Bäcker, der Focaccia im Angebot hat, mal mit Käse überbacken, mal mit Oliven.

Begegnung mit Kommunisten

Dort werden wir auch von einer jungen Frau angesprochen, die uns die Lotta Comunista anbietet. Das ist eine kommunistische Zeitung, in der wir kaum etwas verstehen würden. Darum sehen wir vom Kauf ab. Doch als wir am nächsten Morgen durch die Via Garibaldi gehen, kommen wir mit einem der Verkäufer ins Gespräch. Er wird Anfang 20 sein. Die dicke Wollmütze hat er sich tief ins Gesicht gezogen, denn es ist kalt an diesem Dezembertag in Genua.

Aus Hamburg sei er, erzählt er mit dem typischen norddeutschen Zungenschlag. Und beim Besuch in der Stadt ist er bei der kommunistischen Partei hängengeblieben. Was sie mache, decke sich mit seinen Ideen von einer besseren Welt, sagt er. Und darum kämpfe er jetzt hier gegen die Schließung einer Fabrik, durch die 14.000 Menschen ihren Job verlieren würden. Seine Überzeugung: Statt die Firma zu schließen, müsse man dort technisch so nachbessern, dass man die erwarteten Umweltschutzvorschriften doch noch erfüllen könne. Der Unternehmer sei hier in der Pflicht.

„Außerdem“, so sagt er, “ist unser Syndikat mit der IG Metall im Gespräch und mit den französischen Gewerkschaften. Wir kämpfen hier gerade für eine europäische, länderübergreifende Gewerkschaft, und ihr könnt das mit dem Kauf der Lotta unterstützen.“ Als DJV-Mitglied gebe ich ihm vier Euro, auf die Zeitung verzichte ich trotzdem. Und ich schmunzle ein wenig über den Platz, an dem er die Zeitung verteilt. Die Via Garibaldi ist nämlich die Straße, in der sich ein Stadtpalast an den nächsten reihen.

In viele Foyers kann man hineingehen, an den mit Stuck und Malereien gestalteten Decken hängen überdimensionierte Lampen, breite Treppen ziehen sich und den Blick der Betrachter nach oben, und dicke, hohe Holztüren beschützen diesen Glanz abends, wenn sie geschlossen sind. Die Via Garibaldi ist also das Gegenstück zur Altstadt. Und so gar nicht der Platz, an dem man Kommunisten erwarten würde.

Welche Sehenswürdigkeiten man sich in Genua ansehen sollte

  • In der Altstadt, die man auf jeden Fall gesehen haben sollte, auch wenn man sich nicht immer ganz wohl fühlen mag, gehört auf jeden Fall die Kirche San Lorenzo aufs Programm. Sie ist aus schwarz-weißem Mamor gebaut, und ich finde sie von außen beeindruckender als von innen.
  • Auf der Grenze zur Altstadt ist das Geburtshaus von Christopher Kolumbus. der Eintritt kostet drei Euro. Ob er das wert ist, ist Einstellungssache: Das Haus ist sehr klein und sehr leer. Innen gibt es QR-Codes, mit denen man bei einem Smartphone mit mobiler Internetverbindung Geschichten zu seinem Leben anhören kann. Was mich an dem Haus beeindruckt hat, ist, dass ein Mensch, der aus so einem beengten Umfeld kommt, die Weite der Welt erkannt hat. Auch wenn er nicht Indien, sondern Amerika entdeckt hat.
  • Dort, wo der Garibaldi-Tunnel, genauer: die Galleria Giuseppe Garibaldi, zur Largo della Zecca wird, ist etwas versteckt eine Seilbahn. 100 Minuten Fahrt kosten 1,60 Euro (Stand Dezember 2017). Und wenn ich den Fahrer richtig verstanden habe, darf man damit sowohl auf den Berg hinauf als auch wieder hinunter fahren. So haben wir es zumindest nach Interpretation seiner Worte und Gesten gemacht. Eine Fahrt dauert etwa 15 Minuten. Oben gibt es eine Panorama-Terrasse, von der man aber nicht besonders viel sieht, weil zwei Bäume den Ausblick verstellen. Geht man aus der Seilbahn hinaus und links den Berg hinauf, ist man innerhalb von fünf Minuten an einem Autoparkplatz, von dem man einen besseren Blick hat.

Wo wir geschlafen haben

Wir hatten im Hotel Continental ein Zimmer gebucht, was unser Glück war. Denn da es gerade renoviert wurde, waren wir im nebenstehenden Grand Hotel Savoia einquartiert – eines der schönsten Hotels, in denen ich je war. Im September feierte es sein 120-jähriges Jubiläum, und sobald man das Hotel betritt, spürt man den Flair dieser längst vergangenen Zeit. Trotzdem wurde es in der Zwischenzeit natürlich modernisiert – behutsam, wie mir scheint, und mit viel Liebe zum Detail.

Beide Hotels liegen gegenüber des Bahnhofs und etwa 10 Fußminuten vom Kreuzfahrtterminal im Hafen entfernt. Für uns war das wichtig, weil wir mit dem Zug ankamen, und mit dem Boot weiter fuhren. In die Altstadt sind es dagegen zu Fuß schon gute 25 Minuten.

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