Ein halber Tag in Nürnberg

Nürnberg
Nürnberg
Nürnberg

Um das direkt am Anfang zu sagen: Ein halber Tag für Nürnberg ist zu kurz. Viel zu kurz. Für mich war Nürnberg aber nur der Zwischenstopp bei einer Bloggerreise, bevor ich weiter fuhr in die Hallertau, in das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. Und darum hatte ich eben nur einen guten halben Tag, um mir die Stadt anzusehen. Ich entschied mich für einen Besuch im Albrecht-Dürer-Haus, warf einen Blick in die Felsgänge unter der Stadt und ins Tucherschloss. Und natürlich stieg ich nochmals zur Kaiserburg hinauf, die ich von einer früheren Stippvisite kannte.

Kaiserburg
Kaiserburg

IErwähnt wurde sie erstmals im Jahr 1050, erfahre ich bei einer Stadtführung im Rahmen meiner Bloggerreise. Doch tatsächlich war sie nie bewohnt. Sie stand für gewöhnlich leer – bis auf die Zeiten, zu denen der Kaiser Nürnberg besuchte. Dann transportierten die Bürger ihrer Möbel leihweise nach oben, und nach Abfahrt des Kaisers holten sie sie wieder zurück.

Ganz wichtig: der Brunnen

Das am besten gesicherte Gebäude auf der Burg war übrigens das Brunnenhaus mit seinem 20 Meter tiefen Brunnen. Der war besonders leicht zu vergiften, erklärt man mir. Und wenn der Kaiser und die Kurfürsten auf der Burg waren, dann hätte man viele wichtige Menschen mit einem Mal aus der Welt schaffen können. Das wollte man natürlich vermeiden, so war das Brunnenhaus in der Mitte des Vorhofes besonders gut gesichert.

Heute begrenzt die Burg die Altstadt im Norden, im Süden ist es das Opernhaus. Wer auf dem Platz vor der Burg steht, hat einen weiten Blick über die Stadt, sogar bis zum heutigen NS-Dokumentationszentrum in dem Gebäude, das als Kongresshalle gedacht war. Diese Sichtaxe ist gewollt, so erklärt man hier: Die Nazis wollten so eine Verbindung zur Vergangenheit herstellen, schließlich war Nürnberg viele Jahrhunderte schon eine Reichsstadt gewesen. Seit 2014 ist darum auf der Burg das Museum Kaiser – Reich – Stadt untergebracht, das Nürnbergs Geschichte in den historischen Räumen erlebbar macht.

Zu Besuch bei Albrecht Dürer

Ich gebe zu, dass ich ein äußerst begrenztes Wissen über Albrecht Dürer hatte, bevor ich sein Wohnhaus besuchte. Natürlich kennt man den Namen, vielleicht bringt man ihn mit Kunst in Verbindung, eventuell sogar mit dem Stich Die betenden Hände. Aber das war’s dann auch bei mir. Wie wichtig Dürer für Nürnberg noch heute zu sein scheint, sieht man auf dem Weg zu seinem Haus: Da gibt es eine Apotheke, die nach ihm benannt ist, ein Café, ein Wirtshaus, ein Platz. Oben auf dem Berg liegt ein metallener Hase, der seinem Aquarell nachempfunden ist.

Was mir beim Gang durch das Haus besonders gefallen hat, ist, dass es in 30 bis 40 Minuten besucht werden kann, und dank Audioguide in dieser Zeit über seine Geschichte, die gesellschaftlichen Entwicklungen und die Kunst informiert wird. Es gibt zwar 17 Hörstationen, aber sie sind so prägnant, dass man sich nicht langweilt und alle in dieser Zeit hören und verarbeiten kann. Der Eintritt ist übrigens in der NürnbergCard enthalten, die man auch nutzen kann, um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt zu fahren. Die Congress- und Tourismuszentrale Nürnberg hatte mir meine Karte im Rahmen meiner Bloggerreise kostenlos überlassen.

Fakten über Nürnberg

  • Die meisten Besucher im ersten Halbjahr 2016 kamen aus den USA, Italien, Großbritannien und Irland sowie Österreich.
  • 1431 hatte die Stadt 22.797 Einwohner, heute sind es rund 527.000.
  • Nürnberg hat 14 Partnerstädte, beispielsweise Hadera in Israel, San Carlos in Nicaragua oder Shenzhen in China.
  • Das Albrecht-Dürer-Haus besuchten 2015 76.867 Menschen, die Burg mehr als 194.000.
  • Die Arbeitslosenquote lag in Nürnberg 2015 etwas über dem bundesdeutschen Schnitt, sinkt aber seit 2011 kontinuierlich.
  • Die Nettokaltmieten sind seit 2000 um 2,60 Euro pro Quadratmeter gestiegen.
  • 2015 lag die durchschnittliche Temperatur bei 10,7 Grad Celsius.
Spirituosenlager in den Felsengängen
Spirituosenlager in den Felsengängen

Um die Ecke des Dürer Hauses ist die Hausbrauerei Altstadthof. Dort braut Reinhard Engel das Nürnberger Rotbier – und einige andere Sorten. Er macht auch Bierbrände und Whiskey selbst, (demnächst mehr) einen Lagerkeller hat er in den Felsengängen, die den Grund und Boden unter einem weiten Teil der Stadt durchziehen. Durch diese Gänge gibt es Führungen, die gut eineinhalb Stunden dauern – und ausgesprochen beliebt sind, wie ich festgestellt habe. Zu jeder Führung standen Menschentrauben vor der Kasse. Wer sich dafür entscheidet, sollte sich wärmer anziehen und feste Schuhe tragen.

Ebenfalls in Laufnähe ist das Tucherschloss. Die Tucher waren eine Patrizierfamilie, ihre Nachkommen sind heute über die ganze Welt verstreut. Nach dem zweiten Weltkrieg ließ man es wieder aufbauen, hatte jedoch keine Verwendung mehr dafür. Darum ist es heute ein Museum, in der eine Schauspielerin die Rolle der Katharina Tucher spielt und in mittelalterlichem Gewand und mit Haube die Besucher durchs Haus führt. Der Eintritt ist ebenfalls in der NürnbergCard enthalten.

Was Nürnberg noch zu bieten hat

In Nürnberg gibt es noch viel mehr zu sehen und zu erleben. Zwar war die Altstadt Nürnbergs im zweiten Weltkrieg zu etwa 90 Prozent zerstört, doch beim Wiederaufbau ging man nicht so sorg- und gedankenlos vor wie in vielen anderen deutschen Städten: Wo Fachwerkhäuser nur repariert werden mussten, machte man das. Wo ein Haus total zerstört war, wurde es zwar mit neuen Materialien wieder aufgebaut, aber wo möglich nach den Grundrissen der Vorkriegszeit. Das Ergebnis ist eine Innenstadt, die längst nicht so gesichtslos und austauschbar ist, wie viele andere. Vor allem von der Kaiserburg hat man einen guten Blick das Zentrum.

Die Stadt hat außerdem sehr viele Museen, Parks und Feste, die einen Besuch interessant machen. Wenn ich das nächste Mal in der Stadt bin, möchte ich mir diese Dinge ansehen beziehungsweise machen:

  • Reichsparteitagsgelände und Dokumentationszentrum
  • Memorium Nürnberger Prozesse
  • Spielzeugmuseum
  • Bratwurstführung
  • Lebkuchenführung

Frühstück im Hotel Victoria in Nürnberg

Alles ist hier liebevoll angerichtet: Auf dem hausgemachten Bircher Müsli liegen frische Bananenschreiben, ein selbstgemachter Karottenaufstrich steht ganz selbstverständlich neben der Butter. In großen Glaskaraffen gibt es Wasser – einmal mit frischer Minze und Johannisbeeren, einmal mit Zitronenscheiben. Bei der Wurst- und Käseauswahl steht ein Wurstsalat mit Gurken- und Paprikawürfel, ebenso ein Beerenquark und eine Vielzahl an kleinen Schüsselchen mit getrockneten Früchten wie beispielsweise kandiertem Ingwer. Ich bin im Hotel Victoria in Nürnberg, mitten in der Stadt.

Das Hotel gibt es seit 1896, und was als erstes auffällt, sind die vielen internationalen Gäste, die man im Aufzug, an der Rezeption oder im Frühstücksraum trifft. US-Amerikaner sind viele hier, Franzosen, Italiener, die sich für die Süßspeisen am Frühstücksbuffet begeistern. Und Schweizer, die die Wurst- und Käseauswahl bevorzugen. Ebenfalls auffallend ist, wie modern das Hotel ist: helle Farben, schlichte Möbel, keine schweren Vorhänge, wildgemusterten Teppichböden oder abgenutzte Badezimmer. Ganz im Gegenteil. Allerdings muss man vorsichtig sein mit Veränderungen, denn das Gebäude steht unter Denkmalschutz, erfahre ich beim Begrüßungs-Sekt an der Bar. Trotzdem wird ab kommendem Jahr eine Klimaanlage eingebaut werden. Bis sie jedoch in allen Zimmern verfügbar ist, wird es einige Jahre dauern, denn diese Neuerung ist mit hohen Investitionen verbunden.

Lage, Lage, Lage

Ob mit oder ohne Klimaanlage, die Gäste werden nicht so schnell ausbleiben, denn das Hotel Victoria hat eine für Reisende hervorragende Lage: Man muss nur durch die Unterführung gehen, dann ist man bereits mitten im Hauptbahnhof. Dementsprechend fahren Straßen- und U-Bahnen vor dem Hotel in alle Richtungen. Ins historische Zentrum geht man zwar etwa zehn Minuten zu Fuß – aber durch eine Fußgängerzone ohne Autos. Speziell am Sonntagmorgen ein schöner Spaziergang. Rund um das Hotel gibt es einige Gasthäuser und Kneipen, direkt an der Ecke ist der Zugang zum Handwerkerhof, ein Winkel der Stadt, der mittelalterlich mit seinen kleinen Fachwerkhäuschen aussieht, und wo Handwerkskunst präsentiert wird. Direkt hinter dem Hotel ist das Neue Museum, wo Kunst und Design gezeigt wird – und auf meinem Kopfkissen finde ich neben Gummibärenherzchen, die nach Himbeere schmecken, dafür eine Eintrittskarte. Leider reicht meine Zeit für einen Besuch nicht aus.

Natürlich hat die zentrale Lage auch einen Nachteil – zumindest in einer warmen Sommernacht, dann also, wenn die ganze Stadt auf den Beinen ist, und die damit verbunden Geräusche selbst bis in mein Dachzimmer kommen. Aber: Das Hotel hat Ohropax bereit gelegt. Somit ist der Schlaf gerettet, und am Frühstücksbuffet ist dann sowieso alles wieder vergessen.

Die Congress- und Tourismuszentrale Nürnberg hat meine Unterkunft, die NürnbergCard und das Essen während meines Aufenthalts bezahlt.

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