Ecuador: Von Vilcabamba an die Küste und weiter

Vilcabamba
Vilcabamba
Vilcabamba

Vilcabamba heißt mein Ziel. Dort gibt es keine Bank, und Kreditkarten werden nur selten akzeptiert. Das kleine Dorf bietet keine touristischen Attraktionen oder luxuriösen Hotels. Vilcabamba steht für Ruhe und ewige Jugend. Hier leben angeblich weltweit die meisten Menschen über 100 Jahre. Die Eingeborenen schreiben das ihrem Quellwasser Vilcavida zu. Natürlich trinke auch ich davon.

Wer die Fahrt nach Vilcabamba auf sich nimmt, will entweder die Energie des Berges Mandango in sich aufnehmen oder halluzinogene Erfahrungen mit dem Kaktus San Pedro machen. Er wächst im Umland und soll richtig zubereitet und eingenommen das Bewusstsein erweitern. Ich entscheide mich für die Bergbesteigung. Es ist nicht einfach, den richtigen Weg zum Gipfel zu finden. Immer wieder frage ich die Einheimischen, wenn ich nicht weiter weiß. Ich kämpfe mich durch Dornenbäume. Kläffende Hunde und grunzende Mutterschweine versperren mir den Weg. Doch irgendwann habe ich es geschafft. Stolz sitze ich auf den rötlichen Steinen am ersten Gipfelkreuz und spüre die Wärme, die sie ausstrahlen. Tief unter mir liegt eingebettet in vielfältiges Grün der verschlafene kleine Ort.

Ein Maschinengewehr zur Begrüßung

Nach dem Erdbeben an der Küste
Nach dem Erdbeben an der Küste

Drei Tage in Vilcabamba sind genug. Die Rundreise führt mich nun in den Westen des Landes, an die Küste. Ich weiß natürlich, dass es zwischen Peru und Ecuador immer wieder auflodernde Grenzkonflikte gibt. Trotzdem denke ich, mein letztes Stündlein hat geschlagen, als mich eine harsche Männerstimme im Nachtbus weckt. Ich öffne die Augen und schaue in die Mündung eines Maschinengewehres. Gringos, so nennen die Südamerikaner Weiße, müssen jetzt aussteigen, den Pass vorzeigen und die immer wieder gleichen Fragen nach dem Woher und Wohin beantworten. Dieses Szenario wiederholt sich viermal in dieser Nacht. Beim letzten Mal habe ich mich daran gewöhnt.

Nach dieser anstrengenden Fahrt komme ich nach Guayaquil. Die Stadt ist die größte des Landes und leider auch die gefährlichste. Ich will hier nur umsteigen, denn zu sehen gibt es hier nicht viel. Mein Ziel ist Bahia di Caraquez, eine Küstenstadt. El niño, das Wetterphänomen mit Regen und viel Sturm, und ein Erdbeben in den späten 90ern haben diese Region zerstört. Der Aufbau geht nur langsam voran, und die Strände laden nicht unbedingt zum Baden ein. Aber es gibt hier die Mangrovenwälder mit ihrer ganz eigenen Fauna: Vögel, die beim Balztanz ihre Kehle zu einem großen roten Ballon aufblasen können, Seesterne und Krebse. Die Wälder werden jedoch immer weniger, da die Shrimpszucht in Ecuador boomt und Platz benötigt. Der Äquator alleine lockt eben nicht genügend Reisende in dieses arme Land.

Meine vier Wochen sind nun vorbei, und ich muss nach Deutschland zurück. Aber ich werde allen Leuten von meinen Abenteuern erzählen. Und wenn der eine oder andere dann auch nach Ecuador reist, können wir damit vielleicht einen Mangrovenwald retten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.