Berlin: Spaziergang an der Gedächtniskirche

Einst eine geteilte Stadt
Berlin: der Westen
Berlin: der Westen

Wie viele unterschiedliche Seiten Berlin hat, wird mir wieder einmal bewusst, als ich im Westen unterwegs bin: Dort, rund um die Gedächtniskirche und am Ku’damm, ist die Hauptstadt so gepflegt, so schnicke, wie in vielen anderen Stadtteilen eben nicht. Da cruisen Porsche und Mercedes die Straßen entlang, man geht bei Escada einkaufen, bei Chanel oder Louis Vuitton. Nicht meine Geldbeutelweite, zugegebenermaßen, und auch nicht mein Geschmack. Was mich hierher geführt hat, ist das Motel One mit seinen über 400 Zimmern, die untergebracht sind in einem schlanken weißen Turm mit einem wellenförmigen Grundriss. Schon, als ich das Gebäude das erste Mal gesehen habe, wusste ich, dass ich dort irgendwann einmal übernachten wollte.

Blick von oben auf die Gedächtniskirche

Das Motel One Upper West
Das Motel One Upper West

Jetzt bot es sich an, und zwar gleich im doppelten Sinn: Denn das Upper West liegt auf dem Spaziergang 7 im neuen Reiseführer Berlin des Michael Müller Verlag. Der Verlag hat mir das Buch zur Rezension kostenlos überlassen. Im Reiseführer wird der Blick von der Dachterrasse im 10. Stock gelobt – und ja, die Perspektive auf den Kirchturm der Berliner Gedächtniskirche ist von so weit oben auf jeden Fall einen Drink wert. Abgesehen davon sollte man sich auch einmal den Innenraum der Kirche ansehen: Die blauen Fenster sind ein ziemlicher Knaller.

Konsumglück gegenüber der Berliner Gedächtniskirche

Gegenüber der Gedächtniskirche, an der Skulptur „Berlin“ vorbei, zwei gewölbte und ineinander verhakte Metallösen, führte uns der Spaziergang jetzt bis zum KaDeWe, das Kaufhaus des Westens. Auf der Suche nach Zartbitterschokolade mit Minzgeschmack wurden wir dort fündig. Natürlich, wo auch sonst, wenn nicht in diesem Kaufhaus? Gleich fünf unterschiedliche Tafeln konnten wir kaufen, und auch geriebene Vanille, die sonst eher nicht gängig ist. Die Auswahl an Käse, Wurst und Fisch ist erschlagend, und ein bisschen bin ich neidisch, dass wir solch einen Gourmettempel in Köln nicht haben. Allerdings sind auch die anderen Geschäfte in der Nachbarschaft der Gedächtniskirche einen Besuch wert. Ich empfehle die Confiserie Läderach, in der wir nicht nur leckere Pralinen gekauft haben, sondern auch verschiedene probieren durften.

City West: Große Ketten und kleine Märkte

Allerdings: Wer außerhalb des KaDeWe auf der Suche nach Individualismus ist, wird auf der Tauentzienstraße, die den Wittenbergplatz mit der U-Bahn-Haltestelle und der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche verbindet, eher nicht fündig. Denn dort sind eher die großen Ketten angesiedelt, die man in nahezu jeder Stadt findet. Die Läden sind hier jedoch erstaunlich groß, viele sind deutlich größer als beispielsweise in Köln. Somit hat man natürlich auch eine andere Auswahl. Ein klares Kontrastprogramm dazu ist der Wittenbergplatz selbst. Dort ist mehrmals die Woche Markt, und dort kaufen die echten Berliner Wurst, Käse und Gemüse. Im Herbst findet man hier auch Stände mit Pilzen aus dem Berliner Umland.

Den Affen zusehen im Bikini Berlin

Ich mag übrigens die U-Bahnhaltestelle dort total gern, denn sie sieht so hübsch historisch aus mit ihren Wandgemälden, den alten Metallständern, die die Schilder mit den Richtungsweisern tragen und mit der Holzvertäfelung. Die Straße hinab geht es dann zum Breitscheidplatz und wieder zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, die übrigens auch Hohler Zahn genannt wird. Der Platz hat seit dem Attentat im Dezember 2016 sehr gelitten: Er ist abgesperrt mit Pollern und Rampen und alles andere als schön. Von hier geht man über die Kurfürstenstraße ins Bikini Berlin. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und beherbergt ein Einkaufszentrum. Neben großen Läden an der Außenseite des Hauses, gibt es innen kleine Verkaufsställe, in denen sich junge und noch unbekannte Designer präsentieren können. Ich finde das Bikini wegen seiner Architektur interessant. Beispielsweise gibt es ein sehr großes Fenster mit Sitznischen, das den Blick auf den Zoologischen Garten ermöglicht. Auch von der Dachterrasse mit den vielen Bänken kann man gut den Affen beim Spiel zusehen. In den Läden im Einkaufszentrum habe ich dagegen noch nie etwas gekauft

In dieser Ecke Berlins gibt es übrigens auch ein ganz nettes Restaurant: Im Wilson’s in der Nürnberger Straße kann man sehr gut Steak essen. Untergebracht war ich in der Nähe übrigens schon mehrmals im Holiday Inn Express, das unerwartet gut ist.

Weiter geht unser Spaziergang rund um die Gedächtniskirche in den Berliner Westen

Mit dem Reiseführer und der zugehörigen App, die ich mir für einen Monat Nutzungszeit gekauft habe, bin ich dann weiter gezogen – auf Tour 7 zunächst den Ku’damm stadtauswärts, vorbei am neuen Kranzler-Eck, an einer Verkehrskanzel aus längst vergangener Zeit vorbei, und in die Fasanenstraße mit den schönen, alten Häusern. Dort um die Ecke sah ich dank der App die Berliner Kaffeerösterei – und schwups hatten wir die „Berliner Perle“ und die „Berliner Traditionsmischung“ gekauft. Übrigens kann man dort auch wirklich gut frühstücken, wie ich bei einem späteren Besuch der Hauptstadt feststellte.

Am Savignyplatz

Am Savignyplatz versuchten wir, in eines der empfohlenen Cafés zu kommen, was nahezu unmöglich war, denn alle waren voll. Bei einem späteren Besuch haben wir hier aber im Hotello übernachtet und trotz der zentralen Lage hervorragend geschlafen. Dort um die Ecke ist außerdem das Koshary Lux, ein kleiner Street Food Laden mit ägyptischem Essen. Gut, allerdings ist das Servicepersonal ein bisschen ungeübt.

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Was ich vom Reiseführer Berlin und der App des Michael Müller Verlag halte

Obwohl ich Berlin wirklich ganz gut kenne, hat mir der Reiseführer einige nette Adressen genannt. Die Spaziergänge finde ich top, insbesondere die Einkaufstipps . Und dank der App habe ich auch in den nächsten Tagen in anderen Teilen der Stadt  immer wieder etwas am Straßenrand entdeckt, was ich bisher nicht kannte. Schließlich sind die Sehenswürdigkeiten dort als dicke, farbige Punkte gekennzeichnet. Und wie ich nach zwei Tagen feststellte, konnte ich dank der Ortungsfunktion auch recht schnell sehen, wo genau ich mich befinde, und was jetzt rechts und links neben mir ist.

App als Ergänzung zum Buch: gut, aber mit Tücken

Die App ist als Ergänzung zum Buch eine feine Sache. Oder vielleicht auch: Das Buch als Ergänzung zur App – denn die langen Erklärtexte lese ich lieber im Buch vor oder nach dem Spaziergang, als am kleinen Smartphonebildschirm. Nicht ganz glücklich bin ich  darüber, für die App zusätzlich bezahlen zu müssen – und  nur eine befristete Nutzungszeit von vier Wochen zu haben. Ich bin selten vier Wochen am Stück in einer anderen Stadt – aber möglicherweise immer wieder einmal. Leihe ich mir  jedes Mal die App aufs Neue? Ganz sicher nicht. Außerdem verbraucht die App  viel Strom. Zumindest auf meinem nicht mehr  neuen Smartphone habe ich 30 Prozent Akku in den drei Stunden verloren. Unglücklich, wenn das Smartphone gleichzeitig die Tageskarte für die U-Bahn ist. Technisch betrachtet hatte ich manchmal Probleme, die Straßennamen zu lesen. Dann nämlich, wenn die Route genau über dem Namen liegt. Und ich würde mir wünschen, dass dank GPS die Sehenswürdigkeiten automatisch aufploppen, an denen ich vorbei komme, und ich sie nicht erst anklicken muss. Hier könnte man eventuell mit einer Filtereinstellung arbeiten. Ich freue mich auf weitere Stadtspaziergänge mit dem Buch in der Zukunft – die App werde ich dann leider nicht mehr nutzen können.

Dieser Artikel ist ursprünglich aus dem November 2016. Er wurde im Mai und November 2019 aktualisiert.

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