Niederlande: 10 gute Gründe für Urlaub auf Texel

Texel: Himmel, Weite und Wiese
Texel: Himmel, Weite und Wiese
Texel: Himmel, Weite und Wiese

16.000 Schafe gibt es auf Texel, der westlichsten und größten Insel der Niederlande. Dazu kommen Kühe, Pferde, Vögel, zwei Brauereien und 14.000 Bewohner. Sie haben rund 40.000 Gästebetten, die pro Jahr zu 30 Prozent von deutschen Urlaubern belegt sind: Kaum haben die Herbstferien in NRW begonnen, sieht man auf der Insel, die 20 Kilometer lang und nur acht Kilometer breit ist, sehr viele Autos aus Recklinghausen, Mühlheim an der Ruhr, Bergheim, Essen oder Düsseldorf. Kein Wunder, dass fast jeder Texelaner hervorragend deutsch spricht. Insgesamt sind rund zwei Millionen Besucher pro Jahr auf Texel.

Die meisten Einwohner leben übrigens in Den Burg, einem Örtchen im Inselinneren mit einer gut besuchten Fußgängerzone. Dort kauft man Kleidung, Lakritz und Schnickschnack, oder setzt sich in eines der Eetcafés, um belegte Brötchen mit Texeler Krabben oder Lammschinken zu essen. Außerhalb von Den Burg sind Weiden: Dort sieht man überall die Schafherden. Sie suchen manchmal Schutz vor dem Wind, in dem sie sich an die Wand einer Scheune drücken, Scharpenboed, Schafsbude genannt. In diesen Scheunen lagern die Besitzer das Futter für den Winter. Ihre flache Seite, in der die Tür ist, ist fast immer gen Osten ausgerichtet, das tiefgezogene Dach Richtung Westen. Einen Schafstall benötigt man allerdings nicht:“Die Schafe halten die Kälte aus“, sagt Arnold Langeveld, Landwirt und Vorsitzender der Landbauorganisation auf Texel. „Im Stall würden die Tiere nur krank.“

Die Insel und das Wasser

Auch Zäune um die Weideflächen sucht man vergebens: Die Felder sind durch kleine Erdwälle voneinander getrennt. Das hat historische Gründe, denn früher gab es keine Bäume auf Texel, dementsprechend auch keine Zäune. Also hat man sich mit Erdwällen beholfen. Überhaupt spielen Wälle eine wichtige Rolle auf der Insel, die unter dem Seespiegel liegt: 1953 war sie zuletzt überspült, denn seit 1960 ist sie von einen Damm umgeben. 1970 baute man einen neuen, höheren, der bald von einem noch besseren Schutz abgelöst werden soll.

Dem Wasser trotzt man außerdem hartnäckig Grund ab: So war Texel früher kleiner als heute, denn Eierland im Norden war durch Wasser abgetrennt – bis man 1629 einen Deich zwischen den beiden Inseln baute und ihn mit Strandhafer bepflanzte. Der Name Eierland kommt übrigens von den großen Möwenkolonien, die es dort um 1400 gab. Die dort gelegten Eier brachten die Bewohner nach Amsterdam. Dort wurden sie in Bäckereien zu delikatem Gebäck verarbeitet.

Was tun auf Texel?

Bei schönem Wetter ist es einfach, auf Texel Zeit zu verbringen: Man geht an den Strand. Wem das zu langweilig ist, der sollte

  1. mit dem Krabbenkutter aufs Meer fahren
  2. einen Rundflug über die Insel machen
  3. Wandern durch die Naturschutzgebiete. Oder Fahrradfahren.

Schlechtwettertipps für Texel

Blick vom Leuchtturm
Blick vom Leuchtturm

Schwieriger wird es bei durchwachsenem oder sogar schlechtem Wetter. Es lohnt sich:

  1. ein Besuch des Leuchtturms: Dort kann man die schmalen Stufen nach oben steigen und den Rundblick über die Insel genießen. Vor etwa 15 Jahren drohte der Leuchtturm übrigens, ins Wasser zu kippen. Darum baute man vor dem Leuchtturm einen Damm, und leitete so die Strömung um. Seitdem verliert Texel an dieser Stelle kein Land mehr, sondern vergrößert sich sogar.
  2. Ecomare: Es passiert immer wieder, dass an der Küste von Texel Wale angespült werden. Allein 2016 waren es sechs Stück – alle tot. Doch manchmal findet man in ihrem Inneren etwas, dass ist von großem Wert: Grauer Amber oder Ambergris verwendet nämlich die Parfümindustrie, das Kilo kostet etwa 10.000 Euro. Vor einiger Zeit hatte man auf Texel in einem der angespülten Wale gleich 823 Kilogramm Grauen Amber gefunden. Von dem Geld, das man durch den Verkauf erzielte, hat das Ecomare, das Zentrum für Wattenmeer und Nordsee auf Texel, die so genannte Walhalle gebaut. Dort stehen jetzt die Skelette eines angespülten Buckel- und eines Pottwals. Im Ecomare gibt es jedoch mehr lebende als tote Tiere, denn dort werden Seehunde und Robben aufgezogen. Die Tiere kann man im Außengelände in ihren Becken besuchen. Wenn sie etwa 30 Kilogramm wiegen, werden sie zur Seehundekolonie am Nordstrand gebracht. Manche Tiere sind jedoch am Grauen Star erkrankt und sehen nicht mehr viel. Sie bleiben im Ecomare, bis sie sterben. Einige leben hier schon seit 25 Jahren, eine Kegelrobbe sogar schon seit 43 Jahren. Unter den Robben ist auch ein blindes Tier. Damit es weiß, wann die Fütterung zu Ende ist, klopfen die Pfleger gegen den leeren Topf. Eine der Kegelrobben, Annie, sitzt ganz ruhig im Wasser, als wir vorbeikommen. Sich ihr zu nähern kann jedoch gefährlich werden, zumindest wenn man eine Möwe ist: Annie schnappt sich die Vögel nämlich gerne aus der Luft, wenn sie ihr zu nah kommen. Im Ecomare finden auch verletzte Seevögel ein zuhause. Unterirdisch sind außerdem Aquarien, in denen zum Beispiel ein Katzenhai schwimmt.
  3. Besuch der Schokoladenmanufaktur mit Pralinenworkshop
  4. Besuch des Milchhofs Labora, wo man einem Melkroboter bei der Arbeit zusehen und hausgemachtes Eis essen kann.
  5. Woolness: Wellness kann jeder – im Boutique Hotel Texel gibt es jedoch Entspannung in Wolle. Dabei lässt man sich in einer Holzhütte hinter dem Hauptgebäude in Schafswollstreifen einwickeln, und zwar von den Füßen bis zum Hals. Das kratzt weniger, als man denkt, und eine heilende Wirkung für schmerzende Muskeln und Knochen soll es außerdem haben. So eingepackt ruht man bei klassischer Musik während die Äste der umstehenden Bäume ein Schattenspiel auf die Jalousien zaubern. Die Wolle wird übrigens nach der Benutzung gewaschen und zum Stricken benutzt.
  6. Strandräuber- und Seeleute-Museum Kaap Skill: Strandgut hat auf Tegel schon immer eine wichtige Rolle gespielt: Früher waren es Münzen und edle Stoffe, die angespült wurden, heute ist es überwiegend Kunststoff: Bis zu 2000 Kilogramm Müll erreichen die Strände täglich. 1980 kam man auf die Idee, das gesammelte Strandgut zusammenzutragen und auszustellen: Flaschen, Schilder, Hosen, Schiffsteile. Das Interesse war so groß, dass daraus das heutige Museum wurde. 60.000 bis 70.000 Besucher kommen hier jährlich vorbei. Sie beginnen ihre Reise am Modell von Texel, das zeigt, wie das Leben auf der Insel 1650 war. Sieben Leute haben fünf Jahre an diesem Modell im Maßstab 1:87 gearbeitet. Weiter geht der Besuch entlang von Vitrinen und dann hinter das Gebäude: Dort ist ein kleines Fischerdorf aufgebaut, in dem man sieht, wie die Seeleute und Fischer früher lebten. Herzstück ist jedoch die große Scheune, in der die Sammlungen von sieben Strandräubern gezeigt wird.

Besichtigung auf dem Bauernhof und im Museum

7. Erlebnishof De Bonte Belevenis: Vor neun Jahren begann das Projekt des Erlebnisbauernhofs in Den Horn: Gut 40 Leute arbeiten dort, viele von ihnen haben eine Behinderung. Sie gärtnern, machen Seife, schöpfen Papier oder ziehen Kerzen. Für Kinder bieten sie ständig Workshops an, um diese alten Handwerke kennenzulernen. Außerdem gibt es Spielplätze, oder man kann einfach zwischen Geißböcken, Hühnern und Schweinen herumlaufen und sich an Astern, Pfefferminze, Erdbeeren oder Rhabarber erfreuen.

Erwachsene können sich außerdem in der Brauerei oder Brennerei darüber informieren, wie man Liköre und Bier herstellt. Auch einen eigenen Kräuterbitter hat man hier entwickelt: Hagebutte, Zimt und Anis sind Bestandteile des Waldloper Kruidenkitter. 30 Rezepte musste man ausprobieren, bis das Getränk allen zusagte. Selbst Whiskey stellen die Erlebnisbauern her, finanziert durch ein Crowdfunding: Verkauft wurden 600 Anteile à 100 Euro. Im kommenden Jahr werden die Anteilseigner mit dem ersten Whiskey ausbezahlt. In den ersten neun Monaten des Jahres 2016 waren rund 30.000 Besucher da. Doch die Zahl schwankt stark – auch in Abhängigkeit vom Wetter. An manchen Tagen kommen 20, an anderen sind es 600.

8. Flughafen- und Kriegsmuseum: Am Flughafen ist ein Museum, das seinen Schwerpunkt auf den zweiten Weltkrieg gelegt hat: Alte Fotos und viel Text erklären, was damals auf Texel passierte. Dem Aufstand der Georgier widmet das Museum eine eigene Abteilung: Sie arbeiteten als deutsche Kriegsgefangene auf der Insel. Für die russischen Alliierten Grund genug, sie umzubringen. Ihre einzige Überlebenschance sahen sie in einem Aufstand, der schließlich zu vielen Toten auf der sonst während des Krieges eher ruhigen Insel führte. Außerdem gibt es im Museum viele technische Informationen rund ums Fliegen und in Glasvitrinen Andenken und Geschirr der KLM aus vergangenen Zeiten.

Bei gutem Wetter kann man außerdem dort Fallschirmspringer beobachten.

Ich war auf Einladung des VVV Texel auf der Insel.

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