Von Perth nach Aberdeen: Kultur, Fisch und Natur

Von Perth nach Aberdeen

Auf der schnellsten Strecke sind es unter zwei Stunden von Perth nach Aberdeen. Allerdings lässt man sich dadurch einiges entgehen. Wer etwas mehr Zeit einplant, fährt nur rund 45 Minuten länger, macht aber den Weg zum Ziel. Denn an der Küstenstraße entlang kommt man an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei:

Nach etwa 25 Kilometern erreicht man Dundee. Dort gibt es ein Industriemuseum rund um die Juteproduktion, das Verdant Works Museum. Die alten Maschinen rattern noch ordentlich laut, wenn das Personal sie einschaltet. Kaum vorstellbar, wie laut es gewesen sein muss, als viele davon gleichzeitig arbeiteten. Gehörschutz gab es damals natürlich noch nicht, erfahren wir bei einem Gespräch mit einem Mitarbeiter. Die Arbeiter unterhielten sich per Mimik und Gestik, und warnten sich so auch, wenn der Chef in die Nähe kam.

Zwischenstopp in Dundee

Im Museum lernen die Besucher durch Videos und an interaktiven Stationen, wie aus dem Flachs Indiens in Dundee Säcke wurden oder Dächer für Planwagen, die dann die heutigen USA durchquerten. Außerdem erfährt man, wo Jute auch heute noch überall eingesetzt werden kann: in der Freizeit, beim Hausbau, im Handel. Mitte der 1980er Jahre endete allerdings die Juteverarbeitung in Dundee, Asien war zur billigen Konkurrenz geworden.

Die Menschen, die durch Jute viel Geld gewonnen hatten, gaben der Stadt übrigens einiges zurück: Sie bauten einige wichtige Gebäude, die der Gesellschaft nutzten. So hat James Key Caird, ein Industrieller, der durch die Juteproduktion reich wurde, beispielsweise die Caird Hall bauen lassen, eine Konzerthalle. Seine Schwester stiftete die zugehörige Marryat Hall. Doch auch wenn das gut klingt: Die Arbeiter hatten keine leichte Zeit. Vielmehr kämpften sie viele Jahre für ihre Rechte. Das erfährt man in der Galerie, in der es um Sozialstrukturen der damaligen Zeit geht. Auch Kinderarbeit war in den Jutefabriken viele Jahre normal. Die kleinen, wendigen Körper konnten flinker unter und hinter den Maschinen aufräumen, als die Erwachsenen. Viel Geld bekamen sie dafür freilich nicht. Ich war im Verdant Works Museum dank eines Sonderausweises von Visit Scotland, ohne Eintritt bezahlen zu müssen.

Arbroath Smokies
Arbroath Smokies

Auf der Strecke von Perth nach Aberdeen: ein Arbroath Smokie auf die Hand

Weitere 30 Kilometer sind es von Dundee bis Arbroath. Dort gibt es eine regional geschützte Spezialität, und zwar den geräucherten Schellfisch, Arbroath Smokie. Ihn bekommt man in einigen Geschäften am Hafen. Wer erst nachmittags da ist, muss allerdings etwas suchen. Man isst den Fisch kalt, direkt auf die Hand, und zwar am besten am Hafenbecken. Dabei muss man ihn allerdings vor den Möwen in Sicherheit bringen.

Auf der Weiterfahrt nach Stonehaven kommt man zumindest im Mai an riesigen blühenden Rapsfeldern vorbei. Immer wieder gibt es Haltebuchten, die einen spektakulären Ausblick aufs Meer und das Landesinnere ermöglichen. In Stonehaven selbst ist dann Schloss Dunnottar, eine Ruine, vom Meer umtost auf einer Halbinsel. Es ist die dramatischste Kulisse, die ich je für ein Schloss gesehen habe. Als wir dort waren, war es leider, leider wegen der heftigen Winde geschlossen, aber auch der Blick aufs Schloss ist sehenswert genug.

Dunnottar Castle
Dunnottar Castle

Von Schloss Dunnottar ist es nur noch eine knappe halbe Stunde bis Aberdeen. Aber Vorsicht: In der Rushhour kann daraus schnell deutlich mehr werden.

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