Regensburg: Vom Lost Place zum Kongresszentrum

So soll's mal aussehen
So soll's mal aussehen
So soll’s mal aussehen

Ein Schlachthof und eine Zuckerfabrik schließen. Lange bleiben die Gebäude mit dem entsprechenden Gelände ungenutzt. So lange, bis sie kaum noch zu retten sind. Dann kommt ein Investor – und in einer Stadt verändert sich etwas: So war es in Regensburg, wo derzeit im Osten der Stadt ein neues Viertel mit bis zu 450 Wohnungen und ein Kongresszentrum entstehen. Dort, wo man wegen der in Deutschland häufigen Winde aus dem Westen, sehr oft die Gewerbegebiete ansiedelt. Und dort, wo der Regensburger Hafen liegt, wie Anton Sedlmeier, Leiter beim Amt für Stadtentwicklung erklärt.

Fertige Wohnungen nahe dem Kongresszentrum Regensburg
Fertige Wohnungen

Für die Stadt ist das neue Wohngebiet dringend nötig: In die UNESCO Weltkulturerbe-Stadt kommen viele junge Leute, schließlich gibt es dort Arbeitsplätze. Wohnraum ist darum immer knapp, und es werden ständig neue Viertel geplant. Trotzdem ist es kein Wunder, dass das Areal rund um den Schlachthof seit den 1990er Jahren brach lag: Wo früher Industrie angesiedelt war, müsse man immer klären, ob es Altlasten im Boden gibt.

Außerdem soll eine Außenmarina zur Donau hin entstehen. Das bedeutet auch, dass man sich mit Hochwasserschutz auseinandersetzen muss. Und dann muss man einen neuen Stadtteil natürlich auch an die Infrastruktur anschließen: Busse fahren künftig alle zehn Minuten und für Kinderbetreuung ist gesorgt. Die Volkshochschule und die Stadtbibliothek werden dort einen Ableger haben. Alles, was ich höre, erinnert mich ein bisschen an die Umgestaltung der Hamburger Hafencity, wenn auch in kleineren Dimensionen. Außerdem wird der Wohnraum in Regensburg günstiger sein. „Das schlägt sich auch in der Nachfrage wieder“, sagt Sedlmeier. „Die fertigen Wohnungen sind bereits alle vermietet.“

Kongresszentrum noch im Bau

Mitten zwischen den Wohnanlagen gibt es aber noch eine große Baulücke: Denn aus dem ehemaligen Schlachthof soll ein Kongresszentrum werden. Nicht irgendein Kongresszentrum – oh nein! Das Gebäude ist nämlich von 1888 und denkmalgeschützt. Darum muss man den Umbau sehr weitsichtig planen. Das gilt besonders für die nach dem Architekten Friedrich Zollinger benannte Decke in Lamellenbauweise von 1927.

Außerdem hat man nachgeforscht, was für Tagungsgästen heute neben dem üblichen Komfort zählt: „Bei Umfragen gaben 86 Prozent an, dass Nachhaltigkeit für sie wichtig ist“, sagt Daniela Wiese. Sie ist bei Regensburg Tourismus unter anderem für das Marketing von Meetings, Incentives, Conventions und Events, das so genannte MICE Marketing zuständig. Darum werden die Säle, die für Veranstaltungen mit rund 800 Menschen geeignet sein sollen, hochmodern und sehr energieeffizient sein. Außerdem gibt es beispielsweise künftig Tankstellen für E-Autos, und Fahrgemeinschaften sollen mit kostenlosen Parkplätzen gefördert werden.

Regional und ökologisch – auch beim Kongresszentrum

Beim Catering legt man Wert auf regionale Produkte aus ökologischem Anbau. Zusätzlich gibt es die so genannte Green-Score-Card: Dabei wird anhand von bis zu 300 Kriterien überprüft, wie nachhaltig die Veranstaltung tatsächlich sein wird. Sie ist kein Muss, aber ein Angebot für die Veranstalter. Außerdem lässt sich ein solcher Veranstaltungsort natürlich auch für Kleinkunstveranstaltungen, Betriebs- oder Familienfeiern nutzen. Damit, so hofft man, wird man mehr Gäste in die Stadt locken.

Das künftige Museum
Das künftige Museum

„Das Marina Quartier wird außerdem durch die neu zu gestaltende Uferpromenade mit der Innenstadt verbunden“, erklärt Reinhard Griebl vom Immobilienzentrum. Es ist Bauherr des Marina Quartiers samt Kongresszentrum. Durch diese Nähe erhofft man sich, dass die Tagungsgäste auch in der nahen Innenstadt das Angebot nutzen werden. Auf dem Weg dorthin entsteht übrigens auch das Museum der bayrischen Geschichte. Es soll 2018 eröffnen, wenn der Freistaat sein 100jähriges Bestehen feiert. Vielleicht wird es nach Kongressschluss künftig auch Geschäftsgäste anziehen. Schließlich gibt es Erhebungen, nach denen ein Geschäftsreisender um die 350 Euro pro Tag für Essen, Unterkunft, Transport oder Souvenirs in einer Stadt lässt. Für die Kongressteilnehmer wird es aber auch auf Geschäftsreisende zugeschnittene Hotels im Marina Quartier geben.

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