Bielefeld: Führung durch die Dr. Oetker Welt

Backpulver von Dr. Oetker
Backpulver von Dr. Oetker
Backpulver in der Dr. Oetker Welt

Mit Backpulver fing vor 125 Jahren alles an: Doktor August Oetker hatte in Bielefeld eine Apotheke übernommen. Dort experimentierte er mit allerlei Produkten. Unter anderem gelang es ihm, Backpulver zu verbessern. Er füllte es in kleine Tütchen, gerade passend für ein halbes Kilo Mehl, und verkaufte diese für zehn Pfennig. Oetkers Backin wurde zum Markterfolg. Schnell folgten weitere Produkte, beispielsweise Puddingpulver. Heute gibt es 350 Produkte, darunter auch Pizza, Kuchendekoration oder Müsli von Dr. Oetker. Das alles erfährt, wer in Bielefeld in der Dr. Oetker Welt eine Führung mitmacht.

Das klingt einfacher, als es ist. Denn ein gutes halbes Jahr vor dem eigentlichen Termin muss man sich schon anmelden, um einen der begehrten Plätze zu bekommen. Zwar gibt es jeden Tag drei Führungen mit maximal 50 Besuchern, aber oft sind sie Monate im Voraus ausgebucht. 50.000 Gäste kommen pro Jahr in die Dr. Oetker Welt.

Geschmäcker sind unterschiedlich

Frühstückswelt
Frühstückswelt

Dabei sieht man von der eigentlichen Produktion nichts. Dafür geht man durch eine Art Firmenmuseum, indem man die Geschichte des Backpulvers hört, und Informationen zur Produktion heute und früher bekommt. So brauchte man beispielsweise vier Leute, um die Backpulverabfüllung effizient zu organisieren. Kaum vorstellbar, wenn man die kleine Maschine sieht. Heute geht natürlich alles viel schneller, und ist trotzdem mit einem gewissen Aufwand verbunden. Schließlich geht es um Lebensmittel. Darum werden auch alle Rohstoffe überprüft, bevor sie vom Lastwagen abgeladen werden dürfen. Beispiel Kakao: Bei ihm wird die Farbe überprüft, der Fettgehalt und der Geschmack. Dazu wird sogar ein Kuchen gebacken. Das Ganze dauert gut zwei Stunden. Erst wenn der Kakao alle Tests bestanden hat, darf er abgeladen und verarbeitet werden.

Dr. Oetker hat seit 1900 seinen Sitz in der Bielefelder Lutterstraße, das Hauptwerk ganz in der Nähe wurde 1964 gebaut. Für das Unternehmen arbeiten hier 1600 Menschen, 12.000 sind es weltweit. Da der Geschmack nicht in allen Ländern gleich ist, werden die Produkte an die Abnehmerländer angepasst: Speziell im Süden mag man es süßer, in manchen Ländern muss auch Kartoffelstärke durch Maisstärke ersetzt werden, und beispielsweise Tee von Dr. Oetker gibt es nur in Brasilien.

Viel mehr als nur Backpulver


Aus Bielefeld kommt alles, was mit Pulver zu tun hat, also zum Beispiel das Back- und das Puddingpulver. In Oelinghausen produziert Oetker unter anderem Müsli, in Moers Crème fraiche und ähnliche Produkte, von Ettlingen aus beliefert das Unternehmen den Großhandel und in Wittlich und Wittenburg stellt es Pizza her. 70 Prozent der Pizza wird nach Asien, Nordamerika oder Westeuropa exportiert. In Deutschland hat das Unternehmen bei Pizza einen Marktanteil von 34 Prozent. Von den 80 Pizzasorten sind hier Salami und Tunfisch die beliebtesten. Übrigens gehören gut 400 Unternehmen heute zu Dr. Oetker, darunter auch Bionade, Selters und Coppenrath und Wiese.

Allerdings muss ein Unternehmen auch immer wieder neue Produkte auf den Markt bringen, um erfolgreich zu bleiben. Damit man nicht am Geschmack der Käufer vorbei entwickelt, gibt es in Bielefeld Testesser: 72 Tester beantworten zwölf Fragen rund um ein Produkt – beispielsweise den Geschmack und das Aussehen von Pizza, und auch, ob sie zu salzig ist. Wer als Bielefelder Testesser werden möchte, ruft in der Sensorik des Unternehmens unter der Nummer 0800-8378370 an. Ich bedaure in diesem Fall zutiefst, dass ich nicht in Bielefeld wohne. Daran hätte ich ganz bestimmt Spaß.

Dr. Oetker Welt: im Kaufrausch

Kaufrausch
Kaufrausch


Die Produkte müssen aber nicht nur schmecken, sie müssen vor allem auch gelingen. Und das auf jedem Herd und in jeder Mikrowelle. Darum arbeiten in der Versuchsküche im oberen Stockwerk der Dr. Oetker Welt auch 25 Köche und Bäcker an etwa 50 unterschiedlichen Backofen und Mikrowellen. Hier führt man auch Koch- und Backseminare durch. Überhaupt gibt es auch auf dem Rundgang viele Anregungen dafür, wie man die Produkte einsetzen und kombinieren kann: Auf einer Rezeptwiese zum Beispiel können sich die Besucher mit Rezepten eindecken. Bei jedem Rezept steht dabei, welches Firmenprodukt man verwenden kann. Den Fruchtigen Schokoladentraum macht man beispielsweise mit Kirschgrütze und feinherbem Schokoladenpudding. Und damit man am Abend auch gleich ausprobieren kann, was man hier gefunden hat, öffnet nach der Führung der Verkauf.

Obwohl ich eigentlich nichts kaufen wollte, schafften es zwei Kochbücher, Puddingförmchen, Puddingpulver, Müsli, Backmischungen und noch einige andere Produkte mehr in meine Tasche. Wie das genau passieren konnte, ist mir rätselhaft. Oder anders ausgedrückt: Da hat wohl jemand seinen Job gut gemacht. Denn es gibt kaum Besucher, die nach dem Rundgang nichts kaufen.

Die Führung kostet pro Person 10 Euro. Ich habe als Bloggerin kostenlos teilgenommen, meinen Einkauf aber natürlich selbst bezahlt. Während der Führung testet man Müsli, in 42 Sekunden frisch angerührten Pudding, Pizza, Baguette und hauseigene Getränke.

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