7 spannende Museen in Bayreuth

Welch Prunk

Porzellan, Kunst und Kultur oder Geschichte? Museen in Bayreuth gibt es für jeden Geschmack. Die meisten sind außerdem so zentral gelegen, dass man sie zu Fuß erreichen kann. Und: einige sind ausgesprochen ungewöhnlich und lohnen einen Besuch auch, wenn draußen die Sonne scheint.

Museen in Bayreuth: Kunst und Kultur

Interaktiv im Richard-Wagner-Museum

Man muss gar kein Freund der Musik Wagners sein, um sich Haus Wahnfried anzusehen. Das Museum am Hofgarten, nahe der Altstadt, ist nämlich ein Museum, das sich durchaus kritisch mit der Geschichte der Familie und des großen Richard Wagners auseinandersetzt. Darum habe ich dazu auch einen eigenen Artikel geschrieben.

Schmu im Markgräflichen Opernhaus

Ein Opernhaus als Museum auflisten? Oh ja! Das Gebäude ließ Wilhelmine, äußerst umtriebige Markgräfin, einst zur Hochzeit ihrer Tochter bauen. Nachdem es 2012 als letztes noch erhaltenes barockes Opernhaus zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde, musste man handeln: Das Opernhaus wurde für 30 Millionen Euro sechs Jahre lang renoviert. Heute werden dort nicht nur Opern aufgeführt. Es gibt auch Lesungen, Ballett oder Konzerte. Und es kann außerhalb der Veranstaltungszeiten besichtigt werden. Zu festen Zeiten dürfen große Besuchergruppen in den Innenraum. Dann haben sie einige Minuten, um sich umzusehen – und selbst, wenn man 30 Minuten dort säße – man könnte nie jedes Detail entdecken, weil es einfach so viele Säulen und Kränze, Blumen und Blüten, Gold und scheinbaren Stuck sind. Tatsächlich ist viel Schmu in diesem Opernhaus – eben weil es genauso renoviert wurde, wie es einst war. Und damals sollte alles möglichst schnell gehen und gleichzeitig günstig sein. Darum ist das Deckengemälde bemalter Stoff, die Säulen sind Hohlkörper, das Bühnenbild besteht aus dreidimensional scheinender Leinwand und erzeugt einen Eindruck von Tiefe. Mein Tipp: anschauen.

Fliegen- und Froschzucht in der Jean Paul Stube

Der Name Jean Paul sagt dir nichts? Gar nichts? Dann geht es dir so, wie es mir bis zu meinem Wochenende in Bayreuth ging. Dort wohnte der fränkische Autor nämlich von 1804 bis zu seinem Tod 21 Jahre später, ein Zeitgenosse Goethes also. Wobei das mit dem Wohnen nicht so einfach war: Jean Paul hatte nämlich einige Besonderheiten. Bis er in der ehemaligen Gaststätte Rollwenzelei einen Raum zum Arbeiten bekam, war ihm bereits mehrfach der Wohnraum gekündigt worden, erzählt uns die Dame, in deren Haus das kleine Privatmuseum untergebracht ist. Jean Paul züchtete beispielsweise Fliegen. Und Frösche. Die Fliegen, die als Futter für die Frösche gedacht waren, hatten einmal am Tag Ausflug. Und die Frösche dienten seinen Wettervorhersagen, waren jedoch nicht sehr zuverlässig. Über beide Tiere freut sich nicht jeder Vermieter.

Privatmuseum in ehemaliger Gaststätte

Jean Paul legte übrigens größten Wert darauf, dass „Paul“ deutsch, und nicht französisch ausgesprochen wurde. Außerdem mochte er das Bayreuther Bier, vielleicht auch ein wenig zu sehr, und bei jedem Wetter saß er unter der 300 Jahre alten Eiche im Hof der Rollwenzelei und genoss die Natur. Heute ist in dem Haus übrigens längst keine Gaststätte mehr, und wer das Privatmuseum besuchen möchte, kündigt sich besser vorher an. Parken ist nicht ganz einfach, aber vor dem Tor zum Hof hat mindestens ein Auto Platz.

Historischer Staub

Es muss ein ordentliches Stück Arbeit gewesen sein, die Jean Paul Stube zu renovieren. Das geht zumindest aus der Dokumentation hervor, in die wir in der ehemaligen Rollwenzelei einen Blick werfen. Bei der Renovierung des Ofens, so erfahren wir, habe man kleine Fläschchen mit Selbstgebranntem gefunden, die kann man jetzt noch hinter einer dicken Glasscheibe am Fundort sehen. Zusammen mit einem kleinen Häufchen Dreck, den die Hausbesitzerin wegsaugen wollte. Durfte sie aber nicht, schließlich handele es sich dabei um historischen Staub. Unter Glas liegen übrigens auch die Gästebücher – mit Grund: Häufig seien einzelne Seiten herausgerissen und mitgenommen worden. Nach dem Krieg habe man ihr sogar eine Seite anonym aus den USA zugeschickt, sagt die Hausbesitzerin. Die wichtigsten Seiten aus den Gästebüchern hat man allerdings kopiert und ausgelegt. Und so können heutige Besucher unter anderem einen Eintrag des Kritikers Alfred Kerr entziffern sowie die Unterschrift Adolf Hitlers.

Museen in Bayreuth: Geschichte

Unter der Stadt in den Katakomben

Bei der Bayreuther Bierbrauerei geht’s gut neun Meter unter die Erde. Dort sind Bayreuther Katakomben. 9 bis 11 Grad hat es dort unten auch im Sommer, da wird einem schnell frisch. Fürs Bier war das seinerzeit gut, schließlich hielt sich sogar Eis dort über Monate. Kaum vorstellbar ist jedoch, dass dort Menschen während des zweiten Weltkriegs lebten: Gut 800 Personen hatten sich dort eingerichtet – ohne Toiletten und Waschmöglichkeiten. Versorgt wurden sie zumindest zum Teil von der Bevölkerung draußen: Der Metzger brachte ab und zu eine heiße Fleischsuppe, der Bäcker Brot. Gut 900 Meter weit können Besucher in den Katakomben heute noch gehen, und ein Gespür dafür bekommen, wie es in einer Zeit war, die wir hoffentlich nie mehr erleben werden.

Markgräfliche Opulenz im Neues Schloss

Wer im Neuen Schloss ist, muss sich auf jeden Fall auch den Hofgarten ansehen. Er ist einer der schönsten Parks in Bayreuth, sehr zentral gelegen, und umrundet von mehreren Museen. Im Neuen Schloss selbst sollte man auf jeden Fall eine Führung durch das Italienische Schlösschen machen. Dort gibt es einen Flügel, der so opulent mit Farbe, Stuck und Tapeten gestaltet ist, dass man gar nicht weiß, wohin man zuerst schauen soll. Leider ist im Neuen Schloss das Fotografieren verboten.

Von Schüsseln und Tassen: Porzellanmuseum

In der Nähe des Festspielhauses ist ein ganz kleines Museum. Es gehört zur Porzellanfabrik Walküre und zeigt, wie sich Porzellangegenstände im Laufe der Jahre entwickelt haben. Klingt das zunächst langweilig? Pustekuchen! Denn nachdem man die knarzende Holztreppe nach oben gegangen ist, betritt man in der Kaiser-Wilhelm-Straße eine Stube aus dem Jahr 1899. Sehr liebevoll und detailliert gestaltet sind die Räume, durch die man geht. Bei dieser Tour durch die Zeit kommt man 1920 ins Café des Bahnhofs und ist 30 Jahre später auf der Terrasse eines Gartencafés mit roten Stühlen und bunten Tellern und Tassen. Ich hatte dort sehr viel Spaß.

Freimaurer-Museum am Hofgarten

Wer bisher dachte, es gebe keine Freimaurer mehr, wird spätestens im Museum in Bayreuth eines Besseren belehrt. Dort drehen sich nämlich Vitrinen, in denen man die Abzeichen sehr vieler Logen in ganz Deutschland sieht. Rund 15.000 Freimaurer gibt es noch in Deutschland – und was sicherlich nicht alle wissen: Es gibt auch Freimaurerinnen. Sci Viam heißt zum Beispiel eine Kölner Frauen-Loge. 

Eines der besonderen Museen in Bayreuth: Die Freimaurerloge
Eines der besonderen Museen in Bayreuth: Die Freimaurerloge

Das Museum in Bayreuth ist übrigens auch der Versammlungsort der dortigen Loge. Sie wurde 1902 gegründet. Hier gibt es auch die „wahrscheinlich größte Freimaurer-Bibliothek der Welt“, wie mir Thad Peterson, Direktor, sagt. Weil ich den Besuch dort so faszinierend fand, könnt Ihr hier mehr darüber lesen.

Museen in Bayreuth: Noch viel zu sehen

Tatsächlich gibt es in Bayreuth noch viel mehr Museen: Im Urwelt Museum geht es um die letzte Eiszeit, das Historische Museum bietet Regionalgeschichte, das Iwalewa-Haus afrikanische Kunst. Es gibt ein Franz-Liszt-Museum, ein Plakatmuseum, ein Schul- und ein Schreibmaschinenmuseum. Allerdings: Selbst nach zwei Besuchen in der Stadt habe ich es nicht geschafft, alle diese Museen zu sehen. Letztlich heißt das jedoch nur: Ich muss irgendwann einmal ein drittes Mal nach Bayreuth reisen.

Als Journalistin halte ich mich an den Pressekodex  des Presserats.  Die Kosten für die Unterbringung, einen Teil der Verpflegung und die Eintritte während der zwei Tage in Bayreuth 2019 sowie 2016 wurden vom Veranstalter, Bayreuth Marketing und Tourismus, getragen. Die Kosten für die Anreise, die Cocktails und einen Teil der Verpflegung habe ich selbst übernommen.

Dieser Artikel ist ursprünglich aus dem Juli 2016. Er wurde im November 2019 aktualisiert.

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