Feueralarm im Hotel: So verhält man sich richtig

Feuerwehr vorm art'otel
Feuerwehr vorm art'otel
Feuerwehr vorm art’otel

Peter Bellinghausen ist seit 28 Jahren Feuerwehrmann. Sein Spezialgebiet bei der Berufsfeuerwehr Köln: Er unterweist in Unternehmen und Betrieben die Mitarbeiter darin, Brände zu verhindern. Und natürlich auch darin, wie man sich richtig verhalten muss, wenn es brennt. Mit ihm habe ich mich darüber unterhalten, wie ein Hotelgast tun muss, wenn im Hotel der Feueralarm ertönt.

Was tun bei Feueralarm im Hotel? – Die Kurzfassung

  1. Ist Feuer in deinem Zimmer? Sofort das Zimmer verlassen. Ist kein Feuer auf deinem Zimmer? Auf dem Plan an der Tür nach dem Fluchtweg schauen.
  2. Die Tür einen Spalt weit öffnen. Kein Feuer und kein Rauch zu sehen? Über den Fluchtweg so schnell wie möglich nach draußen. Feuer auf dem Flur? Tür zu, Fenster auf, sich bemerkbar machen. Eventuell die Ritze unter der Tür mit einem nassen Handtuch abdichten.
  3. Du hast geschlafen? Wenn es ernst ist, hast du keine Zeit dich anzuziehen. Schmeiß dir die Bettdecke über. Siehst du nirgends Feuer und Rauch? Schnell in die Hose und Schuhe, Jacke an und raus. Gepäck stehen lassen!
Feuerwehr und Polizei vorm art'otel
Feuerwehr und Polizei vorm art’otel

Feueralarm im Hotel: Das rät der Experte

Herr Bellinghausen, ich war neulich in einem Hotel, in dem es nachts einen Feueralarm gab. Im Nachhinein habe ich bemerkt, dass ich mich mehrfach falsch verhalten habe. Darum meine Frage: Wie handle ich richtig, wenn Feueralarm ausgelöst wird?
Zunächst einmal sollten Sie Ruhe bewahren, um sich einen Überblick zu verschaffen. Optimal ist, wenn Sie sofort nachdem Sie Ihr Zimmer bezogen haben, auf den Flucht- und Rettungswegplan schauen, um zu sehen, wo und wie Sie im Notfall, die Flucht- und Rettungswege finden beziehungsweise benutzen können. Dann sind Sie für den Fall der Fälle vorbereitet. Für Sie ist es wichtig, möglichst schnell in einen rauchfreien Bereich zu kommen. Eventuell können Sie auch versuchen, ein entstehendes Feuer zu löschen. Aber Sie dürfen sich dabei nie selbst in Gefahr bringen.

Wie finde ich denn einen rauchfreien Bereich?
Es ist möglich sich anhand der Flucht- und Rettungspläne zu orientieren, um das Gebäude zu verlassen. Aber Achtung! Auch solche Bereiche können verraucht sein.

Wenn man im Hotel ist, verspürt man den Drang, bei der Rezeption anzurufen, und nachzufragen, was man tun soll. Das ist wahrscheinlich keine gute Idee, oder?
Nein, das ist überhaupt keine gute Idee. Erstens verlieren Sie unnötige Zeit, wenn Sie nach der Nummer suchen müssen. Zweitens kommen wahrscheinlich auch andere Gäste auf diese Idee, so dass dort besetzt sein wird. Und drittens – und das ist das wichtigste Gegenargument – hat der Rezeptionist überhaupt keine Zeit für Sie. Er ist nämlich das Bindeglied zur Feuerwehr. Das heißt, er informiert die Feuerwehr, wenn das nicht über eine Brandmeldeanlage geschieht. Sind Menschenleben in Gefahr, muss er auch darüber informieren. Abgesehen davon muss er sich auch um die Evakuierung des Hauses kümmern.

Dann ist es also doppelt wichtig, dass ich als Hotelgast weiß, wie ich mich richtig verhalte, wenn Alarm ausgelöst wird?
Genau. Wenn Sie in Ihrem Zimmer keinen Rauch bemerken, können Sie sehr vorsichtig die Tür einen Spalt öffnen. Sehen Sie im Flur Rauch, schließen Sie sie sofort wieder, öffnen das Fenster und machen sich zum Beispiel durch Rufen oder Winken bemerkbar. Sollte Rauch in das Zimmer dringen, stellen sie sich ebenfalls ans offene Fenster um weiter frische Luft atmen zu können. Sie bleiben im Zimmer, bis Sie entweder von der Feuerwehr oder vom Hotel aufgefordert werden, dieses zu verlassen. Dann haben Sie nur wenige Sekunden Zeit. Heißt: Schuhe anziehen, dicke Jacke schnappen ist noch drin. Sich vollständig anziehen dagegen nicht. Sollte es draußen kalt sein, nehmen Sie lieber die Bettdecke über die Schulter.

Und wenn kein Rauch im Flur ist?
Dann haben Sie etwas mehr Zeit. Bedenken Sie aber, dass Rauch sich in Sekunden ausbreiten kann. Also: ganz schnell anziehen, vielleicht die Wertsachen einstecken. Auf keinen Fall den Koffer packen oder erst den Safe öffnen. Und dann so schnell wie möglich in den rauchfreien Bereich.

Was ist denn das Gefährliche am Rauch?

Im Rauch sind giftige Gase enthalten. Wenn Sie drei oder vier Mal tief eingeatmet haben, können sie bereits bewusstlos werden und sogar durch weiteres Einatmen sterben. Sie sind dann wohlgemerkt vergiftet, nicht verbrannt. Hinzu kommt, dass Sie in einem verrauchten Flur keine Orientierung mehr haben, Sie sehen ja die Fixpunkte nicht mehr, an denen Sie sich für gewöhnlich orientieren. Das heißt: Selbst wenn Sie wissen, wo der Fluchtweg ist, würden Sie ihn vermutlich nicht finden. Darum müssen Sie auf dem Zimmer bleiben, wenn im Hotelflur Rauch ist.

Feueralarm im Hotel: Im Ernstfall wären wir wahrscheinlich verbrannt

Unsere Nacht war recht kurz, denn um etwa 20 nach drei ging im Kölner Art’otel im Rheinauhafen der Feuermelder an. Wir konnten mit dem Geräusch nichts anfangen, da es aber laut und nervend war, mussten wir handeln. Der erste Blick auf die Straße zeigte, dass alles ruhig war. Wertvolle Zeit vergeudeten wird damit, die Nummer der Rezeption in den Unterlagen zu suchen. Der Anruf brachte nur ein Besetztzeichen. Vorsichtig öffnete mein Mann die Tür zum Flur und meldete, dass es dort zwar nicht brenne, aber auch andere Gäste schlaftrunken aus ihren Zimmern schauten und einige bereits das Haus verließen.

Immer zuerst nach dem Fluchtweg schauen

Ich verfluchte, dass ich weder eine Jogginghose noch eine Jeans dabei hatte und zog so rasch wie möglich T-Shirt, Rock, Strümpfe, Stiefel und Winterjacke an. Ebenfalls wertvolle Zeit, die man verliert, falls es wirklich brennt. Wir gingen auf den Flur, ich wunderte mich, warum mir Menschen entgegen kamen – bis ich realisierte, dass der Fluchtweg nicht da war, wo ich ihn erwartete, sondern nur zwei Türen neben unserem Zimmer.

Wir mussten aus dem fünften Stock nach unten, in jedem Stockwerk kamen weitere Gäste dazu, trotzdem war ich überrascht, wie schnell und geordnet sich das Hotel leerte. Durch die Flurfenster sah ich die Feuerwehr mit Blaulicht kommen: ein Wagen, ein zweiter, ein dritter. Nun zweifelte ich das erste Mal daran, dass es ein Fehlalarm war. „Die Sauna?“, dachte ich. „Oder die Küche?“ – vielleicht hatte auch nur ein Gast verbotenerweise geraucht. Draußen roch es nicht nach Rauch, es schlugen keine Flammen aus dem Dach. Die Leute amüsierten sich: „Gehört das zur Animation?“, fragte einer, ein anderer überlegte, ob wohl der 1. April sei. Nur wenige Gästen hatten im Pyjama oder Morgenmantel das Hotel verlassen, die meisten trugen ihre normale Kleidung, einige hatten sogar das Gepäck mitgebracht. Bei einem echten Brand könnte die damit verbundene Zeitverschwendung einem das Leben kosten, schoss es mir durch den Kopf.

Beim Duschen besser die Tür zulassen

Einige Minuten später konnten wir wieder auf unsere Zimmer. Im Vorbeigehen hörte ich einen Hotelangestellten erklären, dass ein Gast wohl sehr lange und sehr heiß geduscht hatte. Da die Badezimmertür offen gewesen sei, habe der Wasserdampf die Rauchmelder gestört. Kein Gefahr also, für das Hotel ein Versicherungsfall. Für mich aber eine Lehre fürs Leben. Ganz abgesehen davon fände ich es toll, wenn ein Hotel im Notfall seine Gäste über Lautsprecher darüber informieren würde: „Bitte verlassen Sie Ihre Zimmer so schnell wie möglich über den Notausgang!“.

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